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Schimpftiraden - Was tun, wenn mein Kind mich beschimpft? (Teil 1)

UMGANG MIT SCHIMPFWÖRTERN VON KINDERN

Wenn dein Kind dich mit Schimpfwörtern überschüttet, passiert es sehr leicht sich verletzt und verärgert zu fühlen.

Wer einmal Tiraden von Schimpfwörtern unfreiwillig lauschen durfte, die sogar deutlich gegen dich gerichtet waren, wie „Du kack Mama“, „Du bist der doofste Papa der Welt“ weiß wovon ich spreche.

Bei Grundschulkindern können diese Tiraden es sogar so richtig in sich haben, so dass dir ganz blass um die Nase wird. 

Ein erster wichtiger Punkt ist hierbei, dass es ganz normal ist.

Warum beschimpft mein Kind mich?

Es fühlt sich zwar so an, als würde dein Kind die Worte gegen dich richten, weil wir als Erwachsene dazu tendieren, diese Wortlaute in ihrem ganzen Umfang anzunehmen und sie persönlich zu nehmen.

Und ja, dein Kind sagt „du k... MaPa“, denn es braucht einen Empfänger und als Elternteil und damit einer der engsten Bindungspersonen, bist du vertrauenswürdig und im besten Fall der oder die sicherste EmpfängerIn

Verstehe die Hintergründe

Dein Kind richtet die Worte gegen dich, weil es eine ‚Richtung‘ braucht, die Worte sind das was dein Kind gerade entwicklungsbedingt zur Verfügung hat, um inneren Konflikten und starken Gefühlen einen Namen zu geben, um es raus lassen zu können.

Du bist vertrauenswürdig und als Eltern darfst du versuchen zu verstehen, was hinter diesen Schimpfausbrüchen steckt.

Die Schatztruhen-Metapher

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dieses Bild hilft, die Situation besser zu verstehen und in die Umsetzung zu kommen.

Stell dir vor, du könntest ganz bildlich die Schimpfwörter, die wie Pfeile auf dich zukommen, auf dem Weg zu dir abfangen bevor sie deinen Körper treffen. Dann steckst du sie in einen Behälter (überleg dir etwas was zu dir passt) z.B. eine kleine Schatztruhe oder ein Bonbonglas. Dort legst du die Wörter rein, dabei lässt du sie nicht an deinen Körper, nicht in dein Herz. Du siehst, dass der Behälter sich füllt, mal mehr, mal weniger, mal schnell, mal langsamer. 

Nun atmest du, du hältst das Glas oder die Schatztruhe und Du weißt, diese Wörter sind in Sicherheit, sie können dich nicht mehr treffen. Du kannst das Glas oder die Truhe halten und nun da alles sicher verstaut ist, ist das (aus)halten gar nicht schwer. 

Nehme nicht die Schimpfwörter wörtlich

Wichtig ist nun, dein Kind hat nichts über dich gesagt, natürlich findet es dich nicht blöd, schei$e, möchte dich auch nicht zerschneiden oder ausziehen und noch fantasievolleres oder schlimmeres.

Dein Kind hat etwas über sich gesagt und nicht über dich. Es hat dir erzählt, dass es sich nicht gut fühlt, dass es etwas vermisst, dass ihm etwas fehlt, oder dass ihm gerade etwas zu viel wird. 

Stell dir die Frage nach dem Grund

Verwende nun eine imaginäre Lupe um tiefer in die Gefühlswelt deines Kindes zu schauen. 

Gab es eine Situation in der dein Kind nicht gesehen oder nicht gehört wurde, in der zu viele Gefühle auf einmal aufploppten, eine Kränkung stattgefunden hat oder vielleicht eine Überforderung. Hat sich etwas verändert?

Es gibt immer einen Grund!

Selbst-Reflexion

 Hast du selbst dein Kind gekränkt oder überfordert oder bist du vielleicht (mit)verantwortlich für eine Veränderung (Geschwisterkind, Einschulung, etc.)? 

Wenn es so ist, dann schaue genau hin und verurteile dich nicht, denn das kann passieren und gerade Veränderung passiert. Wir alle sind Menschen mit Gefühlen und einem Rucksack voller Prägungen, Glaubenssätzen und Selbstbildern und sind den Umständen oft ausgeliefert.

Vielleicht ist aber auch etwas in Kita oder Schule vorgefallen oder zwischen Geschwistern, schaue überall hin, wo du etwas vermutest.

Was dein Kind braucht

Bleib in Verbindung mit deinem Kind. Zeige ihm, dass du es ‚trotzdem’ liebst.

Zeige ihm, dass du seine starken Gefühle (aus)halten kannst, dass du für es da bist und es in seiner Not nicht alleine lässt. Und mache dich auf die Suche nach den unbefriedigten physischen oder emotionalen Grundbedürfnissen und versuche diese zu befriedigen.

Reguliere dich selbst

Es erfordert viel Regulation für dein eigenes Nervensystem in solchen Situationen ruhig und zugewandt zu bleiben.

Bitte denke immer daran, dass dir auch mal die Hutschnur platzen darf. 

Nur ist es so, du bist der Erwachsene, du darfst für deine geplatzte Hutschnur Verantwortung übernehmen. 

Das tust du, indem du hinschaust, was das für Hutschnurfitzel sind, die um dich herum liegen und wo sie denn eigentlich herkommen.

Das tust du vor allem auch, indem du deinem Kind vermittelst, dass es deine Hutschnur ist und du dafür verantwortlich bist, sie wieder zu reparieren. 

Und du tust es, indem du dich bei deinem Kind aufrichtig und ehrlich entschuldigst und deinem Kind zeigst, dass du dich um deine zerplatze Hutschnur kümmern wirst und es nichts mit deinem Kind zu tun hat und es dafür nicht verantwortlich ist. 

Fazit

Die Schimpftiraden deines Kindes sind ein Hinweis auf sehr starke Gefühle. Erkenne, dass die Schatztruhe mit den Beschimpfungen deines Kindes ein echter Schatz ist, denn du konntest etwas Wertvolles damit durch die Lupe sehen.

Du hast dein Kind noch ein bisschen mehr kennengelernt und konntest möglicherweise etwas auflösen oder verändern. Du konntest deinem Kind das geben, was es brauchte, und damit euer Bindungsband stärken.

Dabei lernt dein Kind: Ich werde geliebt, genauso, wie ich bin. 

 

Deine Kaia

 

Teil 2 folgt in Kürze

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